Kandy – Mystischer Zahn, Teufelstanz und Hexenhaus

Kandy – Mystischer Zahn, Teufelstanz und Hexenhaus

28. Dezember 2019 0 Von Petra Klink

Am 20.12. kamen wir in Kandy an, der zweitgrößten Stadt Sri Lankas. Hier verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer Amare, da wir auf der nächsten Etappe unserer Reise mit dem Zug unterwegs sein wollten. Gewohnt haben wir in Kandy im Airavata Boutique Resort, das wir weiterempfehlen können. Es liegt 4 km außerhalb der Stadt in einem schönen grünen Garten mit Pool und bietet tollen Service und Ruhe vom Trubel und chaotischen Verkehr der Stadt.

Nach einer erholsamen ersten Nacht erkundeten wir am nächsten Tag den Sri Dalada Maligwa, den berühmten „Zahntempel“, der einen echten Zahn Buddhas beherbergen soll.

Nachdem Siddharta Gautama als Buddha in Indien starb und verbrannt wurde, wurden der Legende nach vier Zähne aus seiner Asche geborgen, u.a. der linke Eckzahn, der 800 Jahre lang in einem Schrein in Nordindien aufbewahrt wurde. Einem Hindu-Herrscher gefiel die Verehrung des Zahns jedoch nicht. Er raubte ihn und versuchte, ihn zu zerstören, jedoch ohne Erfolg. Er versuchte, ihn zu verbrennen, doch aus den Flammen erhob sich eine Lotusblüte, die ihn mit ihren Blättern schützte. Der Herrscher wollte den Zahn dann mit einem Hammer zerschlagen, doch dieser zersprang. Wütend warf er ihn in einen Teich, doch wieder umhüllte ihn eine Lotusblüte. Da gab er den Zahn reumütig dem König zurück, der ihn, im Haar seiner Tochter versteckt, auf die Insel Lanka schickte, wo er ihn in Sicherheit glaubte. Jeder regierende König nahm ihn fortan in seine jeweilige Hauptstadt mit und baute ihm einen Tempel. Letztlich hat er im Zahntempel von Kandy seinen endgültigen Platz gefunden. Sehen kann man ihn dort jedoch nicht, denn er wird in einem goldenen Kästchen verwahrt, das in einem Schrein steht. Jeden Abend findet eine Zeremonie statt, bei der das Kästchen den Gläubigen präsentiert wird. Den Zahn selbst sieht man leider nicht…

Doch auch ohne Blick auf den heiligen Zahn ist der Tempel einen Besuch wert. Es gibt schön verzierte Räume und Schreine, die Atmosphäre ist sehr feierlich. Viele Pilger kommen zum Zahntempel, um zu beten, oder eine Opfergabe zu bringen. Wie in jedem Tempel muss man am Eingang die Schuhe ausziehen. Für Leo und mich, die sehr gern barfuß laufen, sind die Tempelbesuche dadurch ein noch schöneres Erlebnis. Zur Zeit unseres Besuches war es in Kandy auch nicht zu heiß, so daß wir keine Socken brauchten. In Zeiten großer Hitze kann das schon mal nötig sein, um sich auf dem heißen Steinboden nicht die Füße zu verbrennen.

Nach dem Tempelbesuch gönnten wir uns eine Erfrischung im Empire Café, das sich in einem hübschen Gebäude im Kolonialstil befindet. Danach war es auch schon Zeit, langsam zum „Kandy Lake Club“ aufzubrechen, einem der Orte, an denen abends traditionelle Tanz-Shows stattfinden. Wenn nicht der Lonely Planet Reiseführer diese Shows als lohnenswert empfohlen hätte, hätten wir diese als „Touri-Kram“ abgetan und wären sicherlich nie hingegangen. Danke, Lonely Planet, denn die einstündige Show war wirklich klasse! Der teilweise akrobatische Einsatz der Tänzer war sehr beeindrucken, zum Beispiel beim „Teufelstanz“, oder beim abschließenden Lauf über glühende Kohlen. Was für ein gelungener Abschluss unseres ersten Tages in Kandy!

Am nächsten Tag ließen wir es etwas ruhiger angehen und genossen erstmal das üppige Frühstück im Hotel. Mit dem Tuk-Tuk, Leos neuem Lieblings-Fahrzeug, ging es dann am späten Vormittag wieder in die Stadt. Wir begannen mit einem Spielplatzbesuch, denn wir hatten am Vortag einen sehr schönen Kinderspielplatz entdeckt. Eine schöne Abwechslung für Leo, der sich nach ein paar Runden an den Spielgeräten begeistert ins Getümmel auf der Hüpfburg stürzte. Als er schwitzend und abgekämpft wiederkam, machten wir zur Abkühlung einen kleinen Spaziergang am Kandy Lake oder Kiri Muhuda (übersetzt „Milchsee“), dem künstlich angelegten See im Herzen der Stadt.

Wieder einmal begegneten uns hier zahlreiche Tiere, direkt neben dem Verkehrsgetümmel auf der Straße: brütende Wasservögel, Fische und Schildkröten im Wasser und ein großer Waran, der nach seinem Bauchumfang zu urteilen wohl gerade eine Ente verspeist hatte.

Zum Abschluss unseres Spaziergangs ging es noch mal einige hundert Meter steil bergauf, zu „Helga’s Folly„, dem wohl verrücktesten Hotel Sri Lankas. Helga da Silva, die exzentrische Besitzerin, ist im Hollywood der 50er Jahre aufgewachsen, umgeben von Künstlern und Schauspielern. Aus dieser Zeit kommt wohl ihre beeindruckende Kreativität bei der Einrichtung dieses Hauses. So wird dann auch auf der Website des Hotels gewarnt: „If you’re expecting a regular hotel experience, better look elsewhere.“ Denn ein gewöhnliches Hotels ist dies nicht, eher ein eigenes Universum, irgendwo zwischen einem Dalí-Gemälde und einem Tim Burton-Film. Wir sind hier auf ein Lion Bier eingekehrt, und die besondere Atmosphäre hier hat uns gleich in ihrem Bann geschlagen.

Nach dem Ausflug in Helgas Reich ging es zurück ins Hotel, wo wir den Nachmittag am Pool und im Garten verbrachten. Mit einem leckeren sri lankischen Curry endete dann unser Besuch in Kandy, und wir waren gespannt auf unser nächstes Abenteuer: unsere erste Zugfahrt in Sri Lanka!